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Cinderella: The Mercury Years (Review)

Artist:

Cinderella

Cinderella: The Mercury Years
Album:

The Mercury Years

Medium: CD-Box
Stil:

Hardrock

Label: Caroline / Universal
Spieldauer: + 4h
Erschienen: 21.09.2018
Website: [Link]

Im Grunde kann man die bis heute relevanten Bands der Glam- bzw. Hair-Metal-Ära an einer Hand abzählen, und beim beugen eines Fingers muss definitiv der Name CINDERELLA fallen. Die 1982 in Philadelphia gegründete Band war als eine der ersten zur Stelle, als es daran ging, wirklich harten Rock mit einem gerüttelten Maß an Metal und umso mehr Pop-Schmelz zu vereinen, was im Sinne des damaligen Zeitgeistes ein androgynes, dekadentes Image nach sich zog - Feierkultur, Ausschweifungen, die USA noch als unangefochtene Weltmacht, und der "American Dream" ein Lebensentwurf zum Nachahmen ohne jegliche Kritik.

Blendet man diverse Bestrebungen aus, die Truppe wieder zusammenzutrommeln, beschränkte sich ihr Wirken auf knapp ein Jahrzehnt bis zur Mitte der 1990er, und das nun vorliegende Boxset kompiliert die gesamte Diskografie aus den Major-Jahren der Musiker neben Single-B-Seiten und den obligatorischen Live-Fassungen diverser Stücke. Ein 16-seitiges Booklet bietet zudem ein aktuelles Interview mit Mainman Tom Keifer, das der renommierte britische Rock-Journalist Malcolm Dome geführt hat.

Die klangliche Aufbereitung erfolgte weitgehend anhand der Originalaufnahmebänder, und die Verpackung macht in ihrer "nur" zweckmäßigen Gestaltung immer noch genug her, um selbst mit der Gruppe vertraute Hörer zum Kauf anzuregen. Nachwuchs-Sleazer brauchen das Ding aber so oder so, denn hier wird Genre-Geschichte in grellen Lettern geschrieben.

Und das nicht nur in Hinblick auf die Beteiligung von Jon Bongiovi als Backing-Sänger und Keyboarder Jeff Paris, der sich später in unterschiedlichen Umfeldern in den weltweiten Charts tummelte, auf CINDERELLAs Debüt "Night Songs" von 1986. Die Band war zu Beginn ihrer Karriere so deftig unterwegs wie später nie wieder, auch wenn sie vom Start weg jene Blues-Note hatte, die immer etwas stärker ausgeprägt zu sein schien als bei anderen Szene-Combos. Die Platte ging erfolgstechnisch prompt durch die Decke, wobei die Referenztracks, das Titelstück und ‘Push, Push’, neben der Hitsingle ‘Nobody’s Fool’ als stattliche Hardrocker verewigt bleiben, die man von der Ära entkoppelt genießen kann, in der sie entstanden sind.

Der Blaumann leuchtete zwei Jahre später auf "Long Cold Winter" etwas heller, und wenn man einen Langspieler von CINDERELLA als Klassiker wählen müsste, wäre es dieser. In den Songs vereinen sich die Tugenden von Landsleuten wie den Aerosmith der 70er mit einem quasi britischen Songwriting-Gespür, zu dessen Erzeugnissen der legendäre Trommler Cozy Powell (Black Sabbath u.v.m.) einen fetten Backbeat beisteuerte. Das mitreißende 'Gypsy Road' überstrahlt hier mehrere höher chartenden Tracks - 'Don't Know What You’ve Got ‘Till It’s Gone' wurde zur am meisten verkaufte Auskopplung der Band überhaupt -, nicht zu vergessen abermals der Titelsong, und Keifers raue Stimme garantiert in den nie zu geradlinigen Kompositionen immer noch ein fesselndes Hörerlebnis.

Nach Platin für den Vorgänger reichte es nach der Veröffentlichung von "Heartbreak Station" (1990) immer noch für Verkäufe im siebenstelligen Bereich, auch wenn CINDERELLAs Stil erste Abnutzungserscheinungen an den Tag legte, so wie es vielen traditionellen Kapellen im Zuge des emporkommenden Grunge ging. Die Musiker verzettelten sich zeitweise in Arrangements, die von neuen Impulsen herrührten, aber einfach nicht zu ihrem Sound passten, seien es Holz- und Blechbläser oder Ken Hensleys (Uriah Heep) Orgelspiel. ‘Shelter Me’ und ‘The More Things Change’ sind die zwingendsten Tracks dieses in der Rückschau interessanten Belegs für künstlerische Orientierungslosigkeit.

Drei Jahre nach Mitschnitten von 1991 auf einer Live-EP erschien Longplayer Nummer vier - "Still Climbing" - und ging nahezu völlig unter, auch weil CINDERELLA infolge des Stimmverlusts ihres Frontmanns schwer gehandicappt und von ihrem Label im Regen stehenlassen worden waren. Ausgerechnet auf diesem Album verbirgt sich allerdings der ein absoluter Reißer, der aus dem Repertoire der Gruppe nicht wegzudenken ist: der Ohrwurm-Groover 'Bad Attitude'.

Die auf den einzelnen CDs verteilten Konzertaufnahmen halten vor Augen, was für ein kraftvolles Bühnenpaket CINDERELLA darstellten. Die "Single Edits" sind wie in solchen Fällen üblich als nur gekürzte Versionen von Songs eher unerheblich, die B-Seiten jedoch nunmehr mittelschwere Raritäten, und zwei Tracks waren bislang nur auf einer Best-of erhältlich. Die letzte der fünf CDs glänzt dann noch mit einer kompletten EP, die 1991 nur in Japan herauskam. Eine Rundum-glücklich-Affäre im wahrsten Sinn des Wortes.

FAZIT: Als zu spät gekommener Hair-Metal-Fan braucht man "The Mercury Years" unbedingt, denn mit der Box bekommt man auf einen Schlag zu einem erschwinglichen Preis das Komplettprogramm in Sachen CINDERELLA, einer der Schlüsselbands der Szene und anders als so viele über die meisten Zweifel erhaben. Die Musik der Amerikaner hat über die Jahre hin wenig bis gar nicht gelitten, und ihr Einfluss auf die ganzen Retorten-Acts (hallo Finnland!) ist unleugbar. Vorbehaltlose Rockhistoriker schlagen also ebenfalls zu.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3411x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Night Songs:
  • Night Songs
  • Shake Me
  • Nobody’s Fool
  • Nothin’ For Nothin’
  • Once Around the Ride
  • Hell, On Wheels
  • Somebody Save Me
  • In from The Outside
  • Push, Push
  • Back Home Again
  • Bonus Tracks:
  • Nobody’s Fool – Single Edit
  • Shake Me – Single B-Side
  • Galaxy Blues – Single B-Side
  • Night Songs – Single B-Side
  • Long Cold Winter:
  • Bad Seamstress Blues / Fallin’ Apart at The Seams
  • Gypsy Road
  • Don’t Know What You Got (Till It’s Gone)
  • The Last Mile
  • Second Wind
  • Long Cold Winter
  • If You Don’t Like It
  • Coming Home
  • Fire and Ice
  • Take Me Back
  • Bonus Tracks
  • Don’t Know What You Got (Till It’s Gone) – Single Edit
  • Coming Home – Single Edit
  • Heartbreak Station:
  • The More Things Change
  • Love’s Got Me Doin’ Time
  • Shelter Me
  • Heartbreak Station
  • Sick for The Cure
  • One for Rock and Roll
  • Dead Man’s Road
  • Make Your Own Way
  • Electric Love
  • Love Gone Bad
  • Winds of Change
  • Bonus Tracks:
  • Shelter Me -Radio Edit
  • Move Over – Greatest Hits
  • War Stories – Greatest Hits
  • Still Climbing:
  • Bad Attitude Shuffle
  • All Comes Down
  • Talk Is Cheap
  • Hard to Find the Words
  • Blood from A Stone
  • Still Climbing
  • Freewheelin
  • Through the Rain
  • Easy Come Easy Go
  • The Road’s Still Long
  • Hot & Bothered
  • Live B-Sides:
  • Jumping Jack Flash – Single B-Side
  • Nobody’s Fool – Single B-Side
  • Push Push – Single B-Side
  • Once Around the Ride – Single B-Side
  • Somebody Save Me – Single B-Side
  • In from The Outside – Single B-Side
  • Rock Me Baby / Bring It on Home – Single B-Side
  • Second Wind – Single B-Side
  • The More Things Change – Jap live EP
  • Somebody Save Me – Jap live EP
  • Heartbreak Station – Jap live EP
  • Don’t Know What You Got (Till It’s Gone) – Jap live EP
  • Gypsy Road – Jap live EP
  • Shake Me – Jap live EP

Besetzung:

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